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Wie begann das mit dem Computern?


In den 60er Jahren hatte ich als junger Student meine ersten Erfahrungen mit einem Computer. Dieser Rechner bestand aus mehreren 19-Zoll-Racks in einem 2,20 Meter hohen Gestell. Die Konsole bestand aus einem Fernschreiber (Keybord), der vor dem Gestell stand und aus zweimal acht Glühlämpchen (!), das war der “Monitor“.
Acht Glühlämpchen waren mit roten Glaskappen abgedeckt und zeigten den Zustand des Datenbusses an. Die anderen acht Glühlämpchen waren gelb abgedeckt und signalisierten den Status des Adress-Busses: Lampe an = Logisch 1; Lampe aus=Logisch 0.
Daten und Programme wurden über Lochkarten geladen. Wenn der Rechner arbeitete flimmerten die Lampen ich Echtzeit vor sich hin...
Schlimm wurde es, wenn ein neues Programm getestet wurde und Fehler dabei auftraten, der Rechner blieb dann stehen und man mußte jetzt den Datenbus visuell ablesen: hell-dunkel-dunkel-Hell... = 1-0-0-1... usw.
Hatte man das erste Byte gelesen, verriet eine ASCII-Tabelle, welches Zeichen auf dem “Monitor“ zu sehen war und notierte es auf Papier (nach einiger Zeit hatte man aber alle ASCII-Zeichen im Kopf). Danach schlug man mit der Faust auf eine zigarettenschachtelgroße Taste und das zweite Byte erschien: dunkel-hell-hell-dunkel-dunkel....

Bei einem Programmfehler erschien immer zunächst das Wort e-r-r-o-r und danach die Fehlernummer; diese war das wichtigste. Anhand der Fehlernummer wurde einer Papierliste die vierstellige Fehlerbezeichnung entnommen.
Jetzt war die Fehlernummer bekannt und nun mußte noch der Adressbus gelesen werden: hell-hell-dunkel-hell...
Die hell-dunkel-Folge in eine Hexa-Zahl übersetzt verriet dem User die aktuelle Adresse des Programm-Stops. Im Papierausdruck des Assembler-Quellcodes wurde der an dieser Adresse stehende Befehl gesucht, um zu analysieren was der User hier falsch gemacht haben könnte...

War der Fehler gefunden und korrigiert, mußte das Programm erneut auf Karten gelocht, eingelesen, in zwei Durchläufen gelinkt, der Quellcode ausgedruckt und dann gestartet werden, um den nächsten Fehler zu beheben... Stressig wurde es, wenn eine Lampe dunkel anzeigte, weil sie defekt war... :-(

Der Arbeitsspeicher des Rechners war ein Ferritkernspeicher und stand abgesetzt neben dem Rechner. Er hatte bei einer Grundfläche von ca. 1,5 mal 1,5 Meter eine Höhe von ca. 2 Meter. Die Kapazität betrug 64 kBit (!). Das heißt es waren 64.000 Ferritkerne auf je 2 Drähte aufgefädelt. Wurden durch beide Drähte gleichzeitig ein Stromimpuls (etwa 8 Ampere !) geschickt , wurde der Kern gesetzt. Die Stromrichtung entschied, ob er auf 0 oder 1 gesetzt wurde. Das Lesen geschah, indem nur ein Draht mit einem Impuls beaufschlagt wurde. Aufgrund der hohen Ströme war ein enorme Kühlleistung erforderlich, die von 4 kleineren Gebläsen aufgebracht wurde; das Netzteil selbst war wassergekühlt.

Einige Jahre später konnte ich das erste Mal an einer IBM-Maschine arbeiten. Ein es Tages fuhr ein LKW vor, der auf seiner luftgefederten Ladefläche acht etwa 1,20 Meter hohe Holzkisten anlieferte, die oben und unten in je vier Federn hingen. Im Innern der Kisten befanden sich Festplatten. Der Durchmesser der Scheiben betrug 17 Zoll (also Autoreifengröße). Acht Platten übereinander bildeten dabei ein Laufwerk. Die Kapazität eines solchen Laufwerkes lag bei etwa einem Megabyte. Der Clou des IBM-Rechners jedoch war sein Farbdisplay -eine ganz neue Welt: satte 16 Farben.
Wieder etwas später erregten 8-Zoll-Floppys (ohne Schutzhülle)Aufsehen, konnten die doch sagenhafte 360 kByte speichern...

Wenn ich mir heute 1,8-Zoll-Laufwerke mit 20 oder 40 Gigabyte ansehe, merke ich, daß ich ein IT-Fossil bin...

Letzte Änderung: 22.10.2008, 13:56:00